Liebe Auswandertips Leser,

über unseren Aufruf „Erzähle uns deine Auswanderungsgeschichte“ hat sich Arndt (44 J.) aus Peru bei uns gemeldet und war gerne bereit für ein paar Fragen zu seiner Auswanderung. Lange Rede kurzer Sinn, hier das Interview mit Arndt für Euch!

Ausgewandert nach Peru

Auswandertips: Bitte stell dich kurz den Lesern von Auswandertips vor.

Arndt: Liebe Leser von Auswandertips, ich bin Deutscher, 44 Jahre alt und bin vor über 13 Jahren nach Peru ausgewandert. Ich bin mit einer Peruanerin verheiratet und wir haben drei Kinder.

Auswandertips: Du lebst also in Peru, genauer gesagt in Pichanaki im Chanchamayo-Tal, wie kam es dazu?

Arndt: Hier in Pichanaki lebe ich seit über fünf Jahren. Ich war also vorher in anderen Städten. In einer anderen großen Stadt im Urwald hatte ich ein Internetcafé. Nach ein paar Jahren sind die Preise für diesen Service jedoch so stark gesunken, dass es kein Geschäft mehr war. Daher kam ich auf die Idee, im gastronomischen Bereich tätig zu werden, und beim Besuch von mehreren Städten faszinierte mich Pichanaki, weil diese Stadt unglaublich schnell wächst.

Auswandertips: Warum gerade Südamerika & Peru? Wie kam es zur Auswahl des Zieles?

Arndt: Südamerika hatte mich schon lange fasziniert, ich hatte auch in mehreren Ländern meinen Urlaub verbracht. Ein Peruaner, der in Deutschland lebte, sprach so begeistert von seinem Land, dass ich auch einen Urlaub nach hier plante. In diesem Urlaub reiste ich durch das Land, und es kam mir in den Sinn, hier ein Internetcafé aufzumachen.

Auswandertips: Südamerika ist für viele Europäer immer noch sehr unterentwickelt, verarmt und wird in den Medien oft als gefährlich dargestellt. Was sind deine Eindrücke bis jetzt?

Arndt: Dies sind gängige Vorurteile, meist von Menschen ausgesprochen, die noch nie hier waren. Man kann Südamerika nicht im allgemeinen beurteilen, der Kontinent ist riesig. Allein Peru ist fünfmal so groß wie Deutschland, d.h. nur in Peru gibt es so viele unterschiedliche Zonen, das ist unvorstellbar. Entwicklungsland heißt ja nicht immer, dass die Leute auf der Strasse verhungern. Hier in Peru zumindest gibt es soviel Nahrung, dass niemand hungern muss. Und Entwicklung hat ja auch Vorteile, dass man selber sich entwickeln kann. Man springt praktisch auf einen fahrenden Zug, während in Europa der Zug stillsteht. Nachteile sehe ich aber noch in der Infrastruktur, denn das Strassennetz oder auch die Internetverbindungen müssen verbessert werden.

Auswandertips: Würdest du heute nochmals deine Auswanderung planen, welche Schritte, Maßnahmen, Dokumente oder Vorbereitungen würdest du diesmal anders vorbereiten/erledigen?

Arndt: Wir Deutsche planen gerne, und ich wollte auch alles planen. Das geht in einem solchen Land aber nicht, wenn man es nicht gut kennt. Daher ist es ratsam, jemanden zu suchen, der seit Jahren hier lebt und gute Tipps geben kann.

Auswandertips: Peru ist unseren Statistiken nach ein eher wenig gefragtes Auswanderungsziel in Deutschland und Österreich. Hast du bis jetzt viele Auswanderer aus D/Ö in Peru kennengelernt?

Arndt: Das Paradoxe ist, dass es in Peru die einzige deutsch-österreichische Kolonie auf der Welt gibt: die Stadt Pozuzo, die 1859 gegründet wurde. Kann ja jeder gern mal in Suchmaschinen eingeben. Das Land bietet also eine wunderbare Basis für deutsche Auswanderer. Man lernt nur vereinzelt mal einen Deutschen kennen, aber es gibt sicherlich einige Deutsche in Peru.

Auswandertips: Du bist seit mehr als 13 Jahren in Peru, wie hat sich dein Leben zu vorher verändert, was ist besser geworden, welche Abstriche muss man als Auswanderer machen?

Arndt: Man entwickelt sich weiter, egal, wo man lebt. Und wie heisst es so schön: Wer eine Reise macht, der kann etwas erzählen. Und so macht man natürlich mit den Jahren viele Erfahrungen. Als Auswanderer muss man natürlich tolerant sein. Die Peruaner sind sehr stolz auf ihr Land, halten es aber nicht so streng mit Pünktlichkeit. Auch die Bildung ist noch wünschenswert, so dass man sich nicht wundern soll, wenn viele Leute z.B. denken, dass in Deutschland Englisch gesprochen wird.

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Auswandertips: Würdest du einem Bekannten bei seiner Auswanderung nach Peru unterstützen, welche 3 Punkte würdest du ihm vorweg raten. Wie könnte er diesen Schritt am Besten vorbereiten?

Arndt: Erstens sollte er ein paar Wochen ins Land kommen (als Tourist kann man drei Monate bleiben ohne Visum, nur mit Reisepass), um Land und Leute kennenzulernen. Zweitens sollte er nachdenken, was er geschäftlich hier machen möchte, denn die Ersparnisse gehen schnell dahin, wenn man keine Einkünfte hat. Drittens sollte er seine Dokumente in Ordnung halten, hier muss man bei der Einwanderungsbehörde zweimal im Jahr seinen Ausweis abstempeln lassen. Dies vergessen viele Einwanderer, die begeistert einfach hierbleiben und somit illegal im Land sind. Hinterher ist es schwer, seine Dokumente in Ordnung zu bringen.

Auswandertips: Nahezu jeder Auswanderer betreibt in seiner neuen Heimat ein Projekt, bei dir sind es zwei Restaurants, die du aufgebaut hast. Kannst du uns etwas dazu erzählen?

Arndt: Wie gesagt, suchte ich nach der Möglichkeit, im gastronomischen Bereich tätig zu werden. Ich wollte aber nicht in den bestehenden peruanischen Konkurrenzkampf fallen, d.h. Preiskampf veranstalten. Für mich war es wichtig, gute Qualität zu liefern aber auch entsprechend teurer zu verkaufen. Das war anfangs sehr hart, aber nach diesen 5 Jahren, die ich meine Restaurants habe, kennt man mich natürlich in der Stadt. Hier gab es keine Pizzeria, wie wir sie in Deutschland kennen, und das wollte ich einführen. Hier in der Provinz kannten viele Menschen Pizza gar nicht, aber die Peruaner sind neugierig, so dass ich mit der Zeit viele feste Kunden gewinnen konnte. Sie bemerkten, dass es nicht immer gut ist, das Billigste zu suchen.

Auswandertips: Würdest du sagen, dass sich nach 13 Jahren bereits vieles zum Positiven gewendet hat oder siehst du das ganze immer noch als Abenteuer ohne Fallschirm?

Arndt: Nach so vielen Jahren hier hat sich sehr viel geändert. Wie gesagt, steckt in dem Wort “Entwicklung” viel Positives. Zum Beispiel gab es in Lima, als ich ins Land kam, nur ein einziges modernes Shopping-Mall. Mittlerweile gibt es riesige Malls in jedem Stadtteil, und alle internationalen Ketten haben das natürlich auch erkannt. Da mich Autos sehr begeistern, habe ich diesbezüglich viele Veränderungen bemerkt. Während man in Lima vor ein paar Jahren Mercedes oder BMW praktisch nie sah, wimmeln diese Marken heutzutage in so manchen Stadtteilen, auch Porsches usw. sieht man schon.

Auch hier in der Provinz gibt es viele Veränderungen. Hier in Pichanaki gab es vor fünf Jahren gerade mal zwei Banken. Mittlerweile sind nicht nur alle peruanischen Banken hier, sondern auch z.B. Apothekenketten, die sehr moderne Läden halten. Auch bezüglich Strassen vergeht hier kein Jahr, ohne dass ganze Viertel zementiert werden. Die Entwicklung ist hier rasant, und wenn man das Wirtschaftswachstum ansieht, das mittlerweile auf über 7% jährlich liegt, da haben wir fast chinesische Verhältnisse, und nicht zu sprechen von Deutschland, wo die Wirtschaft fast gar nicht mehr wächst. Von daher kann ich nur sagen, dass Peru nicht nur ein kommendes Boomland werden wird, sondern bereits ist.

Auswandertips: Lieber Arndt, herzlichen Dank für deine Geschichte!

 

In Kürze folgt noch ein eigener Beitrag zu den Projekten von Arndt, da er gerade plant diese zu verkaufen. Sollte sich als jemand für einen etablierten gastronomischen Betrieb in Peru interessieren, dann meldet Euch bitte bei uns. Wir stellen gerne den Kontakt zu Arndt her.

>> Hier geht’s zur Beschreibung der Restaurants in Peru