Liebe Auswandertips-Leser,

die spannendsten Geschichten schreibt immer noch das Leben. So möchte wir Euch auch die Auswanderergeschichte von Hans, Martin & Christian nicht vorenthalten. Von Deutschland aus sind die drei nach Medellin in Kolumbien in Südamerika ausgewandert und leben dort Ihren Traum. Mehr dazu aber im folgenden Interview.

Ausgewandert nach Medellin Kolumbien

Auswandertips: Lieber Hans, stell dich unseren Lesern doch bitte kurz vor.

Hans: Hallo an alle Freunde dieses Forums. Ich heiße Hans bin 49 Jahre alt und habe meine Zelte in Medellin/Kolumbien aufgeschlagen. In Deutschland habe ich als Hotelkaufmann/betriebswirt gearbeitet und habe noch eine Ausbildung als Konditor und Bäcker absolviert.

Auswanderer Hans in KolumbienAuswandertips: Du bist nach Medellin, Kolumbien ausgewandert, wie kams dazu?

Hans: Auswandern klingt immer so als wenn man alles aufgibt in Deutschland.Ich habe noch viele Kontakte in Deutschland und ab und an fahre ich zurück und besuche meine Freunde.Warum Medellin? Nun dazu muss ich sagen; ich war vorher 14 Jahre in Chavezlandia (Venezuela) und hatte dort eine Posada, Agencia de Viaje und ein Restaurant direkt am Meer. Leider ist dieses schöne Land ausgeblutet worden und zum Schluß blieben die Touristen alle aus, was auch völlig vernünftig war, denn es war zu gefährlich zum Schluß dort gewesen. Sehr viele mussten das Land verlassen weil kein Einkommen mehr möglich war deshalb bin ich nach Medellin gegangen weil ich viele positive Sachen von dieser Stadt gehört habe.

Auswandertips: Wie sah deine Vorbereitung auf die Auswanderung aus? Wie hast du dich informiert?

Hans: Meine Vorbereitung war nicht sehr groß. Spanisch spreche ich und Venezuelaerfahrung hatte ich genügend. Ich habe einige Freunde in Medellin und die haben mir am Anfang geholfen mit Visa, Import meiner Sachen usw. Kontakt braucht man schon denn hier sind auch viele die nützen deine Lage aus und schwupp ist dein Geld und alles andere auch weg. Da kenn ich viele denen so was passier ist, aber in anderen Länden auch so.

Auswandertips: Von Europa nach Südamerika. Wie groß sind die Unterschiede in Kultur & Leben im Vergleich?

Hans: Die Christliche Gemeinschaft ist vielstärker ausgeprägt. Wenn in Deutschland die Kirchen leer bleiben sind hier jeden Tag der Woche die Kirchen voll. Oft gibt es keinen Sitzplatz mehr. Auch die Nebenschauplätze sind gefragt. Oft werden Beschwörungen von Schamanen, Geisterrufern usw. als Unterstützung angefragt. Aber es sind alle tolerant anders denkenden gegenüber. So was wie in Nahen Osten ist hier undenkbar.

Auswandertips: Wie sieht es in Kolumbien im Bezug auf Visa, Kauf einer Immobilie, Lebenserhaltungskosten, etc aus?

Hans: Wenn man z.B. eine kolumbianischen Lebenspartner/in hat bekommt man sofort ein Visum für ein Jahr. Diese Lebensgemeinschaft muss eingetragen sein. Aber Vorsicht nach 2 Jahren hat der Partner Anspruch auf die Hälfte des Vermögens. Absichern durch einen Ehevertrag!! Auch wenn man verliebt ist. Kaufen kann man hier alles. Hier ist es zwingend das alles über einen Notar abläuft. Es bleibt auch alles dein Eigentum. Lebenserhaltungskosten: Zur Relation zum Mindestverdienst sehr teuer. Schulgeld muss bezahlt werden. Das kann z.B. bei der deutschen Schule hier schnell mehr wie das doppelte des Mindestlohnes sein. Auch Supermärkte sind teurer als in Deutschland. Kolumbien hat in Südamerika die höchsten Benzinpreise.

Auswandertips: Kolumbien hat in Europa ein eher schlechtes Image. In jedem Bericht wird über Drogen oder Gewalt berichtet. Wie sehr ist das Thema in deinem Alltag. Wir sieht die Situation wirklich aus?

Hans: Im Alltag der Deutschen hier in Medellin ist das kein Thema. Keiner hat was mit Drogen oder Gewalt zu tun. Man redet auch nicht drüber. Abseits in den Barrios gibt es Gewalt und Drogen. Das machen diese Leute unter sich aus. Im Alltag des Kolombianers spielt es keine Rolle. Das schlechte Image haben andere Länder übernommen. Man hört nur noch Geschichten von „früher“ darüber wie es war damals. Und alle sind froh das es vorbei ist. Medellin ist eine aufstrebende Stadt geworden mit vielen Parks, Olympiastadion wo jeder seine Sportart ausüben kann, Restaurants aller Art usw.

Auswandertips: Du bist nun bereits 2 Jahre in Kolumbien. Wir geht es dir mit dem Anschluss & den Kontakten zu den Kolumbianern. Wie offen ist man Auswanderern gegenüber?

Hans: 2 Jahre bin ich hier in Kolumbien und der; wie man sagt: Spreu trennt sich vom Weizen. Es bleiben einige Kolumbianer übrig mit denen man eine innige Freundschaft hat und man vertraut sich. Der Rest „Se la vie“ Deutschen Auswanderern steht man sehr offen gegenüber und man hat hier einen guten Ruf. Viele umgeben sich hier mit deutschen Statussymbolen Made in Germany. Es gibt ein Humbolt Institut, eine deutsche Schule, eine AHK deutsche Außenhandelskammer. Viele schicken auch ihre Kinder zum Austausch nach Deutschland.

Auswandertips: Worauf muss man sich als Europäer einstellen, wenn man den Schritt nach Kolumbien wagt?

Hans: Zuerst ist man froh hier auch viele Landsleute zu treffen. Jede europäische Nation ist hier vertreten. Vieles aber geht einen längeren Weg wenn man was bekommen will. Bürokratie ist hier viel schlimmer als in Deutschland. Und die Umstellung mit dem Klima fällt vielen leicht der Winter wird getauscht mit der Regenzeit in der es aber warm bleibt.

Auswandertips: Wenn du bis jetzt Bilanz ziehen müsstest, wie zufrieden bist du in deiner neuen Heimat?

Hans: Eine Bilanz: Wer glaubt es ist einfacher als in Deutschland der wird getäuscht. Vieles ist schwieriger dauert länger und man muss mehr arbeiten um Erfolg zu haben. Und man muss das nötige Kleingeld haben. Fehler werden hier nicht verziehen. Wenn man es aber geschafft hat kann man hier sehr gut Leben und besser wie die meisten Kolumbianer.

Auswandertips: Gibt es Dinge, die du bereits vermisst oder Dinge, die viel besser sind in Medellin als in Deutschland?

Hans: Ich vermisse die deutsche Kulinarische Vielfalt. Ich glaube die Kolumbianer essen zu 90 % immer das gleiche Einheitsessen. Da haben wir doch einige Ideen mehr als die Kolumbianern um ein Essen zu zubereiten. Bei uns gibt es nicht nur Eis nach deutschen Reinheitsgebot, sondern auch deutsches Bier, deutsche Wurst Eigenherstellung, Senf, Brot usw. im Laden zu kaufen. Aber das ist auch alles. Alles andere zu vergleichen oder was zu vermissen schafft nur Fehlgedanken und Traurigkeit. Positiv und aufgeschlossen die neue Heimat betrachten und seine Möglichkeiten nutzen. Besser ist relativ denn viele Kolombianer fragen dich warum bist du hier. Wegen den netten Leuten, dem Wetter usw. gibt man dann zur Antwort. Ist ja klar.

Auswandertips: Welche 3 Tipps würdest du jemanden heute geben, wenn er dir erzählt, er möchte nach Kolumbien auswandern?

Hans: Der erste Tipp ist an Leute die beruflich nach neuen Möglichkeiten suchen. Handwerk hat goldenen Boden. Wer die Möglichkeit hat und Maschinen für Bäckereien, Metzgereien, Konditoreien hat der findet sein gutes Einkommen hier. Wer in einer Firma arbeiten will sollte das schon von Deutschland aus klar machen mit deutschem Gehalt. Hier zahlen die den Mindestlohn Deutscher hin oder her – egal. Wer Spanisch kann ist klar im Vorteil wer es nicht kann sollte zuhause bleiben das ist besser für die Geldbörse.

 

Lieber Hans, Martin & Christian, wir wünschen Euch viel Erfolg für die Eröffnung Eures Eiscafé EDELWEISS. Falls jemand dies hier liest und demnächst nach Kolumbien aufbrechen wird, schaut doch im Café vorbei. Die Drei werden sich sicherlich über den Besuch freuen.

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Markus
Auswandertips.com