Interview mit einem ausgestiegenen Auswanderer.
Liebe Leser,
wir haben wieder ein Interview geführt und dabei einen sympathischen Menschen und seine Geschichte kennengerlernt. Aussteigen alleine hat Johan nicht gereicht, darum ist er nach dem Ausstieg auch ausgewandert.
Wie es dazu kam und was Aussteigen genau für ihn bedeutet, das hat er uns in einem kurzen Interview verraten…
Auswandertips: Lieber Johan, stell dich den Lesern doch bitte kurz vor.
Johan: Ich heiße Johan, bin 57 Jahre alt und ein Auststeiger, dadurch auch ein Auswanderer.
Auswandertips: Du hast dich über den Aufruf „Aussteiger gesucht“ bei uns gemeldet, das heißt du bist selbst ein Aussteiger?
Johann: Ich bin ein „ausgestiegener“ Auswanderer, d.h. als Aussteiger ausgewandert.
Auswandertips: „Aussteigen“ hat ja mehrere Definitionen. Was bedeutet dieser Begriff für dich persönlich?
Johann: Auszusteigen bedeutet nicht nicht nur auswandern, sondern aus einer Situation rauszugehen, mit oder ohne geographische Veränderung. Auswandern geht, zumindest teilweise, auch ohne aussteigen. Aussteigen auch ohne auswandern. Daher bin ich auch ein Einsteiger, da ich ja durchs Auswandern eigentlich woanders eingestiegen bin, wenn auch als Aussteiger. : )
Auswandertips: Was hat dich dazu bewegt aus deinem Alltag auszubrechen und auszusteigen?
Johann: Ausgestiegen und danach ausgewandert bin ich, da mir die Gesamtsituation in meinem Umfeld nicht mehr sinnvoll erschienen ist.
Auswandertips: Wir schreiben & sprechen täglich mit vielen unterschiedlichen Menschen, die sich dazu entschließenauszuwandern, auszusteigen oder dergleichen. Bei vielen schlummert diese Gedanke schon sehr lange, bis es dann zur Entscheidung kommt, den Schritt zu gehen. Wie lange hat es bei dir gedauert?
Johann: Zwischen „Erstidee“ und Realisation vergingen ca. 3 Jahre.
Auswandertips: Was hat sich für dich geändert – wenn du früher und jetzt vergleichst? Mehr Luxus? Ein besseres Gefühl? …
Johann: Jedenfalls mehr von dem, das man wohl Freiheit nennt, mehr Ruhe, Zufriedenheit, Neuland, Sinn und Spaß. Die Sache mit dem Luxus ist eine Frage der Definition.
Auswandertips: Ist dein Leben erfüllter geworden bzw. bist du zufriedener als vorher?
Johann: Für ist es so besser – mehr Zufriedenheit – weniger Ärger.
Auswandertips: Wie genau plant man einen Ausstieg? Ist es besser direkt zu Handeln und weniger Nachzudenken oder sollte man das schon Schritt für Schritt planen?
Johann: Planen kann man eine Auswanderung. Aussteigen ist eine Einstellungssache, eher ein Umsteigen/Umdenken. Auswandern sollte man planen, sonst läuft es eher / meistens schief. Die Anfangsschritte muß man planen, der Rest überascht einen jedenfalls sowieso. Daher sollte es immer zwingend einen Plan B geben.
Auswandertips: Gabs Momente in denen du dir gedacht hast – ich muss zurück? Das ist nicht das, was ich wollte..
Johann: Die Momente des Zweifelns gab es , aber die habe ich überwunden.
Auswandertips: Was waren die wichtigsten „Learnings“, die dir dein Ausstieg aufgezeigt hat?
Johan: Die wichtigsten „Learnings “ waren – egal wo – man braucht „Connections“ , d.h. Freunde/Beziehungen und man muß immer wachsam und aufmerksam sein. Respekt und Freundlichkeit gepaart mit Vorsicht – immer und überall.
Auswandertips: Egal wie und wo man lebt, man versucht sich immer eine Art „Heimat“ zu bauen. Bist du schon so weit oder hast du den „richtigen Ort“ für dich noch nicht gefunden?
Johan: Heimat ( ein Gefühl ) ist eigentlich immer da, wo es Dir gut geht und Du sein willst. Ja,ich habe meine Heimat(en).
Auswandertips: Wenn ich dir jetzt sage, ich fühle genauso wie du. Ich muss weg. Am Besten sofort. Welche 3 Tipps würdest du mir mit auf den Weg geben, die extrem wichtig sind?
Johan: Geh irgendwohin, wo Du die Sprache „grundsätzlich“ kannst – Wetter und Essen magst – die politische Lage und die medizinische Situation für Dich akzeptabel ist. Der Rest hängt von Deiner finanziellen Situation ab (Vermögen, Ausbildung, Können, etc. ).
Auswandertips: Eine Frage noch zum Schluß und danach werden wir Tag täglich gefragt. Wie viel finanziellen Polster sollte man sich als Sicherheit vorher ansparen, bevor man so einen Schritt wagt?
Johan: Je mehr Kohle, desto besser. Aber es hängt immer davon ab, wohin Du gehst, was Du kannst und tun willst bzw. wie schnell und gut Du da, wohin Du gehst, „einsteigst“ in Dein neues Dasein/Leben. Mit gar „nichts am Konto“ – weder finanziell noch persönlich, klappt es sicher nicht. Hast Du nur „Geld“, dann wird das auch nichts…
Lieber Johan, vielen Dank für deinen kleinen Einblick in das Leben eines „ausgewanderten Aussteigers„. Wir wünschen dir weiterhin viel Zufriedenheit und Erfolg bei deinen Plänen. Es ist schön zu sehen, dass es Menschen gibt, die aufstehen und sich für etwas entschliessen und das auch bis zum Ende durchziehen, damit es ihnen besser geht.