Von Deutschland nach Peru & zum Inhaber eines Übersetzungsservices
Liebe Auswandertips-Leser,
je mehr Interviews wir mit Auswanderern aus der ganzen Welt führen, desto mehr Spaß macht uns auch unser eigenes Portal, denn so können wir Euch wirklich wertvolle Informationen liefern, die nur Menschen vor Ort wissen können. Und in den meisten Fällen ist es ja auch die Erfahrungen aus vielen Ungewissheiten, die eine Auswanderung zu einem Erlebnis machen können.
Darum sind wir umso stolzer, dass wir ein Interview mit Udo führen durften. Während eines Auslandspraktikums lernte er die Frau seines Lebens in Peru kennen und lieben. Heute führt er in Peru ein Übersetzungsbüro. Wie es genau dazu kam, das erzählt hier ins unserem Interview. Viel Spaß!
Hallo Udo, stell dich bitte kurz vor
Udo: Hallo, mein Name ist Udo, ich bin 30 Jahre alt, lebe seit ca. 5 Jahren in Peru, arbeite als freiberuflicher Übersetzer und führe von Peru aus einen Übersetzungsservice mit Spezialisierung auf Sprachdienstleistungen für die Sprachen Deutsch, Spanisch und Englisch.
Du bist vor 5 Jahren nach Südamerika, genau gesagt nach Peru, ausgewandert. Wie kam es dazu?
Udo: Ich habe im Jahr 2008 als Bestandteil meines Studiums ein Praktikum in Peru (Arequipa) absolviert. Ich lernte recht schnell meine jetzige Frau kennen. Den Gedanken ans Auswandern hatte ich in diesem Moment eigentlich noch gar nicht. Da ich noch verschiedene Formalitäten in Deutschland zu erledigen hatte, musste ich am Ende des 6-monatigen Praktikums erst einmal nach Deutschland zurückkehren. Ich war jedoch sicher, dass ich nach Peru zurückkehren würde, denn meine jetzige Frau und ich hatten uns aufgrund einer einmaligen Chemie vor meiner Abreise verlobt. Ich kann eigentlich nicht sagen, dass ich unbedingt auswandern wollte, es kam einfach dazu.
Peru ist für uns hier in Mitteleuropa so weit weg. Wenn man noch nie in Südamerika auf Urlaub war, wie würdest du das Land kurz beschreiben? Wie kamst du zu Peru und waren auch noch andere Länder als Option im Hinterkopf?
Udo: Aus Sicht eines Touristen würde ich sagen, dass Peru ein lohnenswertes Reiseziel ist. Man findet hier Meer, Wüste, Regenwald und Berge zum Skifahren vor. Wenn man ein wenig Zeit mitbringt, kann man alle Touristenattraktionen während eines Urlaubs besuchen. Das Essen ist besonders im Süden Perus hervorragend und die Menschen sind sehr touristenfreundlich.
Ich hatte eigentlich nie vor, nach Peru zu reisen, bis ich den Aushang für ein Praktikum bei mir in der Uni sah. Obwohl ich von Peru damals nicht viel wusste, war mir sofort klar, dass ich das machen möchte. Da Peru die einzige Option für ein Auslandspraktikum war, dachte ich nicht über ein anderes Land nach.
Wie hast du dich dann auf die Auswanderung vorbereitet? (Jobsuche, Urlaub, Botschaft)
Udo: Da meine damalige Verlobte und ich in Peru heiraten wollten, beschaffte ich mir alle nötigen Dokumente (Geburtsurkunde, Ehe-fähigkeitszeugnis etc.) und ließ diese bei den entsprechenden Behörden abstempeln (beglaubigen).
Arbeit habe ich im Vorfeld nicht gesucht, da ich mit einem Touristenvisum in Peru eingereist bin. Mit diesem darf man offiziell nicht arbeiten. Aber aus der Ferne findet man in Peru sowieso keine Arbeit, da niemand einem „Gringo“ glaubt, ernsthaft in Peru für relativ wenig Geld arbeiten zu wollen. Ich ging also nach Peru frei nach dem Motto: Wird schon werden.
Gab es Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Dokumenten, Visa, etc.?
Udo: Eigentlich nicht. Das Touristenvisum bekam ich direkt am Flughafen. Die nötigen Papiere habe ich mir im Vorfeld in Deutschland besorgt. Natürlich sollte man sich vorher informieren, welche Papiere nötig sind. Dabei hat mir meine Frau sehr geholfen. Den Rest haben wir direkt in Peru erledigt, wobei ich anmerken muss, dass die Behördengänge mitunter recht umständlich und zeitaufwändig sind.
Welche Papiere, Zeugnisse, etc. hast du vor deiner Auswanderung ins Spanische übersetzen lassen?
Udo: Ich habe verschiedene Zeugnisse und Dokumente übersetzen lassen, die mir bei der Arbeitssuche helfen sollten. Für Behörden benötigt man jedoch meistens offizielle Übersetzungen von einem im Zielland vereidigten Übersetzer. Diese Übersetzungen habe ich nach meiner Ankunft direkt in Peru übersetzen lassen.
Wie sah es damals mit deinen Sprachkenntnissen aus? Hast du vor der Auswanderung Spanisch gelernt?
Udo: Ich habe vorher ein paar Sprachkurse besucht. Aber eigentlich war das nicht genug. Meine Frau hat mir damals sehr geholfen. Wer jedoch auswandern möchte und auf sich allein gestellt ist bzw. keine einheimische Hilfe hat, sollte die jeweilige Sprache auf jeden Fall halbwegs beherrschen.
Du lebst nun seit 5 Jahren mit deiner Frau in Peru. Wenn du Deutschland mit Peru vergleichst, was sind für dich die größten Unterschiede – abgesehen von der Lage auf der Landkarte, der Sprache und dem Wetter?
Udo: Der größte Unterschied liegt für mich in der Mentalität der Menschen. Wenn man in Peru jemanden fragt, wie es geht, bekommt man die Antwort „gut“, obwohl es der Person vielleicht gar nicht so gut geht. In Deutschland bekommt man auf dieselbe Frage die Antwort „geht so“, obwohl es der Person gut geht. In Deutschland wird sich viel zu viel beschwert. In Peru gibt es z.B. kaum ein funktionierendes Sozialsystem. Wenn man keine Arbeit hat, muss man sich eben welche suchen. Der Staat hilft da nicht. Es gibt auch kein Kinder- oder Elterngeld oder andere staatliche Leistungen. Und trotzdem sind die Peruaner glücklicher. Eigentlich schwer zu verstehen.
Was für mich jedoch ein wenig befremdlich ist, ist das große Misstrauen unter den Peruanern. Zum Beispiel kaufen wir schon seit Jahren bei der gleichen Gemüsehändlerin. Und diese prüft beim Kauf immer noch, ob wir ihr Falschgeld gegeben habe.
Wie gut bist du bereits in Peru integriert? Akzeptiert man einfach deine deutschen Wurzeln oder bist du immer noch ein Einwanderer?
Udo: Ich würde sagen, dass ich gut integriert bin, werde aber in den Augen der Peruaner immer ein „Gringo“ bleiben. Als Ausländer wird man in Peru überwiegend freundlich behandelt, es gibt aber auch Ausnahmen. Wichtig ist, dass man die Sprache beherrscht, denn dies ist der Schlüssel zur Integration.
Deine Frau stammt ja aus Peru – erleichtert das Vieles vor Ort?
Udo: Auf jeden Fall erleichtert das Vieles. In Peru ist es so, dass man sich oft einfach mal vordrängeln muss und nicht warten darf, bis man an der Reihe ist. Als Deutscher bin ich das nicht unbedingt gewohnt. In solchen Fällen hilft meine Frau sehr. Wenn ich alleine in Peru wäre, wären meine Ausgaben wahrscheinlich auch doppelt so hoch, da man „Gringos“ immer mehr berechnet (Taxifahrten, Einkauf auf dem Markt, Dienstleistungen von Handwerker etc.).
Wenn ich dir erzähle, dass ich auch nach Peru auswandern möchte, welche 3 Tipps würdest du mir geben?
Udo:
1. Niemals alle Brücken zu seinem Heimatland abbrechen!!! Besonders bei ernsten Erkrankungen oder schweren Unfällen wird jeder das deutsche Gesundheitssystem schätzen lernen. Ist man aber erst einmal raus aus der gesetzlichen Krankenversicherung, ist es in diesen Fällen schwer wieder rein zu kommen.
2. Alle Papiere in seinem Heimatland in Ordnung bringen, sonst kann man mit den Behörden im Heimatland schnell Probleme bekommen und diese dann aus der Ferne nicht lösen.
3. Es sollten auf jeden Fall ein paar Ersparnisse vorhanden sein, da man in der neuen Heimat in den seltensten Fällen sofort Arbeit findet. Noch ein Zusatz-Tipp: Kontakt mit der Polizei möglichst vermeiden, da man dabei nur Zeit und Geld verliert (Stichwort: Korruption)
Du betreibst heute ein erfolgreiches Übersetzungsbüro mit dem du Unternehmen in der alten Heimat dabei hilfst Inhalte auch zB ins Spanische übersetzen zu lassen. Wie funktioniert das genau bei Euch?
Udo: In meiner Anfangszeit in Peru musste ich mir überlegen, was ich machen möchte. Einen halbwegs gut bezahlten Job fand ich nicht, da ich zu dieser Zeit nur ein Touristenvisum hatte, mit dem man offiziell nicht arbeiten darf. Also hatte ich die Idee, auf Kleinanzeigenportalen Übersetzungen zwischen der deutschen und spanischen Sprache anzubieten. Diese bearbeitete ich dann zusammen mit meiner peruanischen Frau. Dies war zu jener Zeit zugegeben noch wenig professionell.
Erst im Laufe der Jahre haben wir unseren professionellen Übersetzungsservice aufgebaut. Heute haben wir Kunden in ganz Europa und Südamerika, nutzen professionelle Software und arbeiten mit Fachübersetzern sowie vereidigten Übersetzern zusammen. Ich bereite mich zur Zeit auf die Prüfung zum staatlich geprüften Übersetzer vor, um den potentiellen Kunden einen Qualifikationsnachweis geben zu können, der heutzutage mehr und mehr verlangt wird.
Unsere Spezialität sind wie bereits erwähnt die Sprachen Deutsch, Spanisch und Englisch. Inzwischen haben wir jedoch auch hervorragende Kontakte zu professionellen Übersetzern für andere Sprachen wie z.B. Französisch, Italienisch, Niederländisch oder Russisch.
Unser Hauptaugenmerk liegt auf bezahlbare Übersetzungen. Dazu haben wir die Arbeitsabläufe optimiert. Außerdem verzichten wir auf teure Werbung, da wir mit den Budgets der großen Übersetzungsfirmen eh nicht mithalten könnten, die wiederrum mit höheren Preisen erreicht werden.
Durch die Zeitverschiebung zwischen Europa & Südamerika, wie koordiniert ihr das mit den Aufträgen aus zB. Deutschland?
Udo: Die Zeitverschiebung sehen wir eher als Vorteil an. Denn Eilaufträge können wir oft noch am selben Tag erledigen.
Lieber Udo, wir danken dir ganz herzlich für deine spannende Geschichte und wünschen dir weiterhin viel Erfolg in Peru. Schön zu sehen, wo einem die Liebe hinführt und wie glücklich man werden kann, wenn man seinem Herzen folgt. Viel Glück weiterhin gemeinsam mit deiner Frau. Vielleicht konnten wir mit deiner Geschichte ja den einen oder anderen Kunden von deinem Service als Übersetzungbüro überzeugen.
Falls Ihr Interesse an Udo’s Leistungen habt, dann schaut Euch doch einfach die Webseite an unter www.mundo-traducido.com
In diesem Sinne Hasta luego!