Ausgewandert nach Thailand - Wie sich aus einer Urlaubsliebe ein ganz neues Leben entwickelte
Liebe Auswandertips-Leser,
eine neue Geschichte hat den Weg zu uns gefunden und zwar hat sich Kai bei uns gemeldet. Er erzählt über seine Auswanderung nach Pattaya in Thailand, wie es dazu kam, uvm. das lest ihr am besten selbst nach…
A: Was hat dich dazu bewegt aus deiner Heimat wegzugehen?
Mit Ende 30 konnte ich mir nicht vorstellen die nächsten 20 oder 30 Jahre das „gleiche“ Leben zu führen. Mir ging es GUT in Deutschland aber ich wollte auch sehr gern noch etwas ganz anderes erleben, bevor ich zu alt wäre. Im ersten Urlaub habe ich (natürlich) jemanden kennen gelernt und plötzlich war die Chance da, aus finanzieller und sozialer Sicht, nach Thailand zu gehen.
6 Monate später war ich hier und verheiratet. Die Entscheidung wurde sicherlich „zu schnell“ gefällt, aber das heißt nicht dass ich in den verbleibenden Monaten nicht Tag und Nacht mit dem Finden von „Wegen“ und dem Ausräumen von „Risiken“ beschäftigt war.
A: Wie bist du zum Auswanderungsziel Thailand gekommen? Standen für dich auch andere Ziele zur Wahl?
Nein, andere Ziele standen nicht zur Wahl. Aus einem Urlaub sind innerhalb von wenigen Wochen konkrete Auswanderungs-Pläne geworden. Ohne meine Partnerin in Thailand wäre das gar nicht denkbar gewesen. Dazu kam dass mein erster Urlaub in Thailand wahrscheinlich zu den besten drei Wochen meines Lebens gehörte. Da gab es dann nur noch ein Land wo ich hin wollte.
Thailand schien die perfekte Mischung aus „finanziell möglich“, „Meer und tolles Wetter“, „sicher“ und „exoisch“ zu sein.
A: Hast du davor schon einmal an das Thema Auswanderung gedacht?
Ich erinnere mich, dass mein Vater öfter mal vom Auswandern „geträumt“ hat, als ich noch ein Kind war. Wahrscheinlich ist es seitdem der größte denkbare Lebenswandel für mich.
Daran gedacht habe ich sicherlich immer mal wieder. Vor allem wenn einem bewusst wird wie schnell die Zeit zu vergehen scheint und auch wie schnell man nicht mehr die Chance dazu hat ein anderes Leben zu führen.
A: Wie hast du dich im speziellen auf Thailand als Auswanderungsziel vorbereitet?
– Offene Gespräche mit meiner Partnerin. Über uns, über Finanzen, über eine gemeinsame Zukunft und Pläne.
– Thailändisch lernen. Ich verstehe dass die Sprache für viele Auswanderer, vor allem die im Rentenalter herkommen, nicht sonderlich interessant und auch nicht notwendig ist. Aber wenn ich hier (hoffentlich) alt werde sollte eine angemessene Verständigung schon irgendwann funktionieren.
– Deutsch / thailändischen Rechtsanwalt konsultiert zum Thema Eigentum, Heirat, Ehevertrag etc.
Gab es dabei irgendwelche Hindernisse zB. VISA, Gebühren, kulturelle Probleme, etc..?
Nein überhaupt nicht. Mein Anwalt hat mir mal gesagt „Geld nach Thailand zu bringen ist sehr einfach. Es wieder nach Deutschland zu bringen kann dagegen sehr schwierig werden“.
Ich bin kein Rentner und meine Auswanderung ist mit unserer Heirat verknüpft. Wenn die rechtliche Grundlage da ist (wie z.B. eine Heirat + finanzielle Rücklagen) ist es sehr einfach hier seine Visa zu bekommen.
Kulturelle Probleme gab es keine. Man sollte ein paar Besonderheiten im Hinterkopf haben, wie keine „Majestätsbeleidigung“ (vor allem online) zu begehen, keine Drogen bei sich zu führen, aber auch kleine Dinge, wie nicht mit den Füßen auf andere zu zeigen, Leute am Kopf zu berühren oder überall mit Schuhen an den Füßen rumzulaufen, während alle anderen ihre Schuhe am Eingang lassen.
Ich war positiv überrascht von der Gastfreundschaft. Ich kann mir nicht vorstellen dass ein Ausländer in Deutschland auf der Straße von einer Gruppe fremder, einheimischer Männer auf ein paar Bier eingeladen wird und ermutigt wird seine Geschichte zu erzählen. Das ist mir in Bangkok passiert, als ich mit dem Hund meiner Frau draußen war. Das war der längste Spaziergang den ich je hatte und ein sehr schönes Erlebnis.
A: Was waren deine Vorstellungen? Haben sich deine Träume und Wünsche in deiner neuen Heimat erfüllt, oder arbeitest du noch daran?
Meine Träume und Wünsche sind hier glücklich mit meiner Frau zu leben und die Unterschiede zu genießen. Das mache ich jeden Tag und arbeite auch jeden Tag daran.
Viele Dinge sind toll, manche Dinge sind nicht so schön aber bereut habe ich es nie hergekommen zu sein. Als Erwachsener sollte man schon realistisch mit sich und der Welt sein.
Ich hätte mir gewünscht ein paar Sachen vorher gewusst zu haben, aber genau so bin ich auch sehr positiv überrascht von vielen anderen Dingen.
Meine größte „Sorge“ war, um ehrlich zu sein, zunächst meine Partnerin. Wenn man in Deutschland über Thailand spricht, kommen innerhalb von Sekunden normaler Weise zwei Themen auf:
„Ladyboys“ und „wie man sein Geld an eine Thailänderin verliert“. Klar machte das irgendwo Sorgen als wir angefangen haben über eine gemeinsame Zukunft nachzudenken, zu dem Zeitpunkt kannten wir uns erst seit wenigen Wochen.
Eine Sache die mir ein gutes Gefühl gegeben hat, war das (notwendige) „Ehefähigkeitszeugnis“ vom deutschen Standesamt, wo sichergestellt wird, das beide Partner rechtlich in der Lage sind zu heiraten. Da wurden die Angaben, die wir uns gegenseitig erzählt hatten, geprüft, wie z.B. dass wir vorher nie verheiratet waren, keine Kinder haben und so weiter. Das war eine große Erleichterung zu sehen, dass wir uns nichts vorgespielt hatten.
Heute sind wir seit 3,5 Jahren verheiratet, verbringen jeden Tag miteinander und ich denke immer wieder daran, was ich für ein Glück hatte sie kennen zu lernen. Risiken gibt es immer und denen setzt man sich unter Umständen recht unbedacht aus, vor allem wenn man zu der Zeit die „rosa rote Brille“ auf hat.
A: Wenn du an dein altes Leben denkst und es mit dem Neuen vergleichst, in welchem Bereich hat sich in deinem Leben am meisten verändert?
Was hat die Auswanderung mit dir gemacht?
Es ist immer noch komisch „meine Frau“ zu sagen. Ich war nie der Heirats-Typ aber das war für uns der beste Weg zusammen zu leben (egal ob in Deutschland oder in Thailand). Um so aufregender war es vom ersten Tag an, diesen Schritt zu machen. In Thailand standesamtlich und traditionell zu Heiraten war ebenfalls eine Erfahrung für sich! Mit einem Heirats-Visum hat man keine Arbeitserlaubnis. Sprich, ich kann mir hier nicht einfach wie in Deutschland eine Stelle suchen. Natürlich war das auch nie geplant. Aber so lange ich hier bin, werde ich wohl kein Angestellter mehr sein, was ich mittlerweile toll finde.
In Deutschland habe ich in vielen Jobs gearbeitet. Nach der Schule habe ich Elektriker gelernt, habe im Einzelhandel gearbeitet, in einer Druckerei und über zehn Jahre bei UPS, natürlich immer als „Angestellter“. Das war mit dem Umzug dann vorbei. Ich habe hier Eigentum gekauft um unsere monatlichen Ausgaben zu decken und auf einmal war jeden Tag „Wochenende“. Was macht man mit all der Zeit?
Ein paar Monate später ging Corona los, meine Frau verlor ihren Job und es war klar dass „mehr Geld“ klasse wäre. Ich habe dann angefangen als Freelancer online zu arbeiten und verdiene damit seit 2,5 Jahren nicht VIEL, aber genug um für uns einen echten Unterschied zu machen. Das finde ich klasse, das macht mir Spaß und vor allem habe ich nicht den Eindruck täglich all meine Energie in ein Unternehmen zu investieren, für das ich nur irgendeine Angestellten-Nummer bin. Das was ich jetzt mache, mache ich für mich und das finde ich klasse und genieße es sehr.
Die Erfahrung hätte ich in Deutschland höchst wahrscheinlich nie gemacht, weil ich nach der Arbeit eigentlich nur noch duschen, Essen und Ausruhen wollte. Kreativität kann man nur zu einem gewissem Maße anregen und gestresst nach einem 9-11 Stunden Tag nach Hause zu kommen hilft definitiv nicht. Meine Bewunderung für Leute die das hin bekommen!
A: Wie sieht es mit Heimweh aus, vermisst du deine Familie, deine Freunde bzw. dein früheres Umfeld in deiner alten Heimat?
Es wäre schön Familie und Freunde öfter sehen zu können. Andererseits erinnere ich mich auch an ein Leben ohne Internet, wo man nur (zu Hause!) anrufen oder Briefe schreiben konnte. Da gib es heut zu Tage ja zum Glück bessere Möglichkeiten. Mein Heimweh hält sich in Grenzen!
A: Viele Auswanderer, die zB in ihrer Rente nochmal das große Abenteuer wagen erzählen uns, das man sich unbedingt eine Aufgabe suchen sollte, die man sich in der neuen Heimat als Ziel setzt. Hast du dir eine neue Aufgabe als Ziel gesetzt?
– Thailändisch lernen. Als Corona losging, war klar dass eine Sprachschule erstmal nicht in Frage kommt und jetzt sind wir seit einiger Zeit mit unserem Umzug beschäftigt, wenn das erledigt ist, würde ich gern eine Sprachschule besuchen. Bis jetzt kann ich ein paar hundert Worte, das reicht leider noch nicht :]
– Weiterhin meine neue „Arbeit“ voranbringen
– Weiterhin mein kleines, eigenes YouTube Projekt betreiben. Als Freelancer zu arbeiten ist in vielerlei Hinsicht toll aber in Sachen „Sicherheit“ natürlich ein Alptraum. Eine tolle Sache wäre es irgendwann ganz unabhängig von anderen arbeiten zu können.
A: Wenn dich ein Freund heute fragen würde, welche 3 Tipps würdest du ihm heute geben, wenn er vorhat ebenfalls auszuwandern und dich um Rat frägt.
1. Risiken gibt es immer. So nüchtern wie möglich abwägen und vor allem mit den Konsequenzen leben können, sollte der „schlimmstmögliche Fall“ eintreten.
2. Tu was du tun musst, um glücklich zu sein, oder zumindest eine reale Chance dazu zu haben.
Viele Ü60-jährige kamen in meinen letzten Arbeitstagen in Deutschland zu mir, wünschen mir alles Gute und gestanden, sie hätten das selbe tun sollen, als sie 30 oder 40 waren. Gründe dazu gab es einige, meistens ging es um ein undankbares Angestellten-Leben, wo man nach 30 Jahren im selben Betrieb immer noch keinen Respekt erfährt. (nicht meine Worte, aber ich kann es mir absolut vorstellen) Alle reden über das Risiko GELD zu verlieren. Was ist mit dem Risiko zu bereuen nie gemacht zu haben, was man eigentlich immer wollte ?
3. Sei nicht dumm. (ich war nicht sonderlich schlau, aber es ist alles gut gegangen) Schau dir an, worauf du dich einlässt. Plane alles mit „Sicherheitsnetz“, Kosten zum Leben, Ertrag durch Investitionen und vergiss nicht: andere Länder, andere Sitten. Viele deutsche Annehmlichkeiten (sogar GRUNDRECHTE) sind in den meißten anderen Ländern der Welt nicht gegeben. Ich bin mit solchen Dingen vorsichtig und habe trotzdem unschöne Erfahrungen gemacht. Es ist es auf jeden Fall wert, sich an den richtigen Stellen zu informieren, egal was man vor hat.
A: Würdest du es wieder tun?
Ich würde mich besser fühlen die Frage in 20 Jahren beantworten zu können, ich bin erst sei 2019 hier. Aber nach dem heutigen Stand: Ja, absolut.
Meine Frau ist klasse, ich bin sehr glücklich mit ihr und unserer Ehe!
Sie hat es nicht leicht mit einem Partner, der sich quasi nicht verständigen kann. Behörden-Gänge, rechtliche Informationen zu all unseren Vorhaben wie Arbeit, Eigentum, Mietrecht, all die Besonderheiten die als Einwanderer gelten. Das läuft wegen der Sprache alles über sie. Dazu kommt unser Eheleben, dazu kommen ihre eigenen Berufspläne. Sie arbeitet nicht nur härter als quasi jede andere Person die ich kenne, sie ist dazu noch eine tolle Ehe-Frau.
Den Wandel im Berufsleben sehe ich ebenfalls sehr positiv, es ist toll für sich selbst zu arbeiten und für sich selbst zu lernen. Ich bin gespannt wo die Reise hin geht!
Thailand an sich ist toll.
Die Menschen sind an Ausländer gewöhnt, ich bin noch nirgendwo blöd angeschaut worden, viele Menschen sind sehr herzlich und freundlich. Das Wetter ist irre gut (wenn man nicht auf Winter steht), schöne Strände gibt es wahnsinnig viele, das Essen ist toll. Natürlich ist nicht alles besser aber meinen Alltag genieße ich sehr und es ist toll diese Erfahrung zu machen, gerade wenn man sich all die Unterschiede bewusst macht.
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Lieber Kai, danke für deine spannende Geschichte und Einblicke in dein Leben. Wir wünschen dir und deiner Frau weiterhin viel Erfolg und das schöne Leben, das ihr euch erträumt und gemeinsam aufbaut. K̄hx h̄ı̂ dwngdāw f̄êā mxng ṭhex
Wer diese Geschichte weiterverfolgen möchte, kann sich den YouTube-Channel von Kai kostenlos abonnieren und Einblicke in Bild und Ton bekommen. Dazu könnt ihr Kai über den Beitrag hier und die Kommentare unterhalb auch anschreiben, er hat angeboten, dass er gerne Fragen zum Auswanderungsziel Thailand beantworten wird, wenn er dies kann.